Der Żywiecer Landkreis liegt im südlichen Teil der Schlesischen Woiwodschaft, direkt an der polnisch-slowakischen Grenze. Der Kreis besteht aus der Stadt Żywiec und den Gemeinden Czernichów, Gilowice, Jeleśnia, Koszarawa, Lipowa, Łękawica, Łodygowice, Milówka, Radziechowy-Wieprz, Rajcza, Ślemień, Świnna, Ujsoły und Węgierska Górka. Die malerisch gelegene Żywiecer Erde umfasst die Żywiecer und die Schlesischen Beskiden mit den Flüssen Soła und Koszarawa sowie den Żywiecer Stausee und den Międzybrodzier Stausee. Der Żywiecer Landkreis grenzt an die Landkreise von Cieszyn (Teschen), Bielsko (Bielitz), Wadowice und Sucha.

Der Sitz der Landkreisbehörden ist Żywiec, das dem Magdeburger Recht nach zwischen 1260 und 1280 angelegt wurde (dies ist durch einige spätere Quellen belegt, weil infolge der im 18. Jh. Żywiec heimsuchenden Brände keine originellen Urkunden erhalten blieben). Die erste erhaltene einschlägige historische Urkunde stammt aus dem Jahr 1432 und betrifft die Anschaffung der Żywiecer Vogtei durch Kasimir, den Fürsten von Oświęcim. Im 15. Jh. existierten schon acht Dörfer um die Stadt herum: Stary Żywiec, Zabłocie, Radziechowy, Wieprz, Cięcina, Lipowa, Pietrzykowice und Sporysz.
1467 wurde die Żywiecer Erde vom König Kasimir von Jagiellonen dem Grafen Peter Komorowski geschenkt. Die Żywiecer Erde blieb nun fast 150 Jahre unter der Herrschaft von der Familie Komorowski. Es war ein Zeitraum einer dynamischen Entwicklung der Stadt und der rund herum liegenden Dörfer sowie der Zünfte und des Wirtschaftslebens. Die Familie Komorowski stiftete in Żywiec das bis heute erhaltene Schloss, die Pfarrkirche und den Glockenturm. Im Żywiecer Talkessel und in den Tälern längs größerer Gebirgsbäche entstanden neue Bauerndörfer: Trzebinia, Świnna, Przyborów, Jeleśnia.
1624 wurde die Żywiecer Erde von Nikolaj Komorowski der Königin Konstanze, der Gemahlin vom König Siegmund III Waza, übergeben. 1675 wurde die Żywiecer Erde Besitz von Johann Wielopolski, der in den Ort Pieskowa Skała nach dessen Wiedererlangen übersiedelte.

Nach der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 wurde die Żywiecer Erde ein Teil von Galizien und unterlag der österreichischen Verwaltung mit dem Obergouvernement in Lemberg. Dies hatte die Auflösung alter Landkreise und das Schaffen neuer Verwaltungsstrukturen zur Folge. Das ganze Gebiet der alten Fürstentümer von Oświęcim und Zator (zu denen die Żywiecer Erde gehörte) war ein Teil des Landkreises in Zator, und später in Kęty, und dem Bezirk in Wieliczka eingegliedert. 1782 wurde ein Bezirk in Myślenice gebildet, um den Behördensitz 1819 nach Wadowice zu verlegen.

1838 kauften die Habsburger die Żywiecer Güter. Neben dem Schloß von Komorowskis entstand das Habsburger Schloß. Es fand eine allmähliche Entwicklung der Holz- und Papierindustrie statt. Es entstanden Spinnereien sowie Metallindustriewerke. An der Stelle einer alten Brennerei wurde 1856 die Erzherzogliche Brauerei in Betrieb gesetzt, eine Brauerei, die bis heute den Ruhm von Żywiec und der ganzen Region in die Welt trägt.
Die nächste Verwaltungsreform im Jahre 1854 bildete ein Landkreissystem im Rahmen größerer Organisationseinheiten, der Bezirke. Seit 1850 waren schon Gerichtslandkreise tätig. Ihr Sitz war auf Żywiecer Erde in Milówka, Żywiec und Ślemień. 1867 erfolgte eine Einteilung in Verwaltungslandkreise. Damals entstand der Żywiecer Landkreis, der die Gerichtsbezirke von Żywiec, Milówka und Ślemień umfasste.

Nach dem ersten Weltkrieg waren die polnischen Verwaltungsbehörden tätig im Rahmen der Landkreise aus der Vorkriegszeit. 1920 wurde die Krakauer Woiwodschaft wieder ins Leben gerufen und die folgenden Jahre und Reformen bewirkten flächenmäßig entweder eine Zu- oder Abnahme des Żywiecer Landkreises.

Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde der Żywiecer Landkreis dem Dritten Reich im Rahmen des Kattowitzer Regierungsbezirks eingegliedert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde wieder die administrative Einteilung des Landes aus der Vorkriegszeit eingeführt. In der Zwischen- und Nachkriegszeit war das Gebiet des gegenwärtigen Żywiecer Landkreises verschiedenen Verwaltungseinheiten zugeordnet.

1975 wurde in Polen die administrative Landeinteilung in Kreise abgeschafft und das System der Woiwodschaften umgestaltet, es wurde u. a. die neue Woiwodschaft von Bielsko-Biała gebildet, deren Teil die Żywiecer Erde wurde. Die bewegte Geschichte dieser Gebiete sowie ihr Grenzlandcharakter beeinflussten weitgehend die Kultur, Tradition, Architektur und Sitten und Bräuche von Einwohnern der Żywiecer Erde.

1999 wurde die administrative Landeinteilung in Kreise wieder eingeführt. Geschaffen wurde damals aufs neue der Żywiecer Landkreis, der trotz traditioneller historisch-kultureller Bindungen an Krakau der Schlesischen Woiwodschaft eingegliedert wurde.